das Jahr 2016 markiert das 50. Geschäftsjahr der Hannover Rück: Am 6. Juni des Jahres ist Ihre Gesellschaft mithin ein halbes Jahrhundert alt geworden. Es freut mich sehr, Ihnen für dieses besondere Jahr in der Geschichte Ihrer Gesellschaft erneut ein sehr gutes Geschäftsergebnis vorlegen zu können. Wie wir bereits Anfang Februar in unserer Ad-hoc-Mitteilung berichteten, konnten wir das sehr gute Ergebnis des Vorjahres nochmals steigern und mit einem Nettokonzernergebnis von 1,17 Milliarden Euro zum fünften Mal in Folge ein Rekordergebnis erzielen.
Hierzu hat wiederum das Geschäftsfeld der Schaden-Rückversicherung den größten Beitrag geleistet. Dies zeigt, dass Ihre Gesellschaft aufgrund der guten Wettbewerbspositionierung sowie der geringen Verwaltungskosten in der Schaden-Rückversicherung auch in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich sein kann. Aber auch in der Personen-Rückversicherung konnten wir ein solides Ergebnis erzielen, das unsere Erwartungen vollumfänglich erfüllt hat. Besonders erfreulich ist zudem, dass wir trotz des weiter anhaltenden Niedrigzinsumfelds erneut ein sehr gutes Kapitalanlageergebnis verbuchen konnten, das unser Ziel für die Kapitalanlagerendite übererfüllt hat.
Allerdings müssen wir auch feststellen, dass wir nach vielen Jahren erstmals wieder einen Rückgang der Bruttoprämie zu verzeichnen haben, währungskursbereinigt fiel sie leicht um 2 Prozent. Dies ist zum einen dem anhaltenden Wettbewerb in der Schaden-Rückversicherung geschuldet, der eine ertragsorientierte, selektive Zeichnungspolitik erfordert. Darüber hinaus sind in der Personen-Rückversicherung einige größere Verträge aus dem Vorjahr aus unterschiedlichen Gründen nicht erneuert worden. Letztlich ist jedoch festzustellen, dass in dem gegenwärtigen Marktumfeld das Ziel der Gewinnerzielung das Wachstumsziel deutlich überwiegt.
Erfreulich hat sich zudem das Eigenkapital entwickelt, das zum 31. Dezember 2016 im Vergleich zum Beginn des Jahres um rund 12 Prozent auf 9 Milliarden Euro anstieg. Darin zeigt sich insbesondere die weiter erhöhte Finanzkraft Ihres Unternehmens. Natürlich hat das gestiegene Eigenkapital einen dämpfenden Einfluss auf die Eigenkapitalrendite gehabt. Diese liegt mit 13,7 Prozent jedoch nach wie vor ganz deutlich über unserem Mindestziel. Die Kapitalisierung der Hannover Rück-Gruppe stellt sich nicht zuletzt auch aufgrund des gestiegenen IFRS-Eigenkapitals weiterhin als sehr komfortabel dar. Dies gilt sowohl nach den Vorgaben des Rahmenwerks Solvency II, das bekanntlich 2016 in Kraft getreten ist, als auch hinsichtlich der für uns wichtigen Bewertungen der Ratingagenturen. Deshalb haben wir die Absicht, den weiteren Anstieg des Eigenkapitals durch die erneute Ausschüttung einer Sonderdividende der Geschäftsentwicklung anzupassen. Dadurch streben wir unter anderem an, auch in Zukunft eine attraktive Eigenkapitalrendite zu gewährleisten. Aufgrund der erfreulichen Geschäftsentwicklung werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung im Mai dieses Jahres daher vorschlagen, eine Dividende in Höhe von 5,00 Euro je Aktie auszuschütten. Diese setzt sich aus einer erhöhten Basisdividende von 3,50 Euro und einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Sonderdividende von 1,50 Euro je Aktie zusammen.
Lassen Sie mich nun auf die Entwicklungen unserer Geschäftsfelder – der Schaden- und Personen-Rückversicherung – sowie der Kapitalanlagen eingehen.
Die Schaden-Rückversicherung ist nach wie vor durch einen erheblichen Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Dies liegt nicht zuletzt an den insgesamt guten Ergebnissen, die die Rückversicherer seit 2012 verzeichnen konnten. Auch die Investoren wie Pensionsfonds und Hedgefonds, die als sogenanntes alternatives Kapital im Rahmen von besicherten Rückversicherungskonstruktionen in zunehmendem Maße Rückversicherungskapazität anbieten, haben insgesamt zufriedenstellende Ergebnisse erzielen können. Das Angebot an Rückversicherungskapazität der traditionellen Rückversicherer wie auch der durch das alternative Kapital gestützten besicherten Rückversicherer hat daher weiter zugenommen, sodass das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt. Begünstigt ist diese Entwicklung auch dadurch, dass insbesondere die Naturkatastrophengroßschäden seit dem Jahr 2012 die Schadenerwartungswerte jeweils nicht erreicht haben. Dies galt auch für 2016, wenngleich das Großschadenaufkommen insgesamt gegenüber den Vorjahren angestiegen ist. Trotz dieser Rahmenbedingungen ist festzustellen, dass die Entwicklungen in Bezug auf einzelne Branchen oder geografische Regionen durchaus voneinander abweichen. So reagiert der Markt nach wie vor mit Ratenerhöhungen auf schadenbetroffene Rückversicherungsprogramme. Auch sind in einigen Bereichen der Haftpflichtversicherung, insbesondere im Kraftfahrtbereich, nach wie vor Ratenerhöhungen durchsetzbar, die notwendig sind, um angesichts der gesunkenen Zinsen die risikotechnisch notwendigen Margen zu gewährleisten. Auch konnten wir eine gestiegene Nachfrage im nordamerikanischen Markt feststellen, die sich unter anderem auf Cyber-Rückversicherungsdeckungen bezog. Gestiegen ist weiterhin der Bedarf an solvenzentlastenden Rückversicherungslösungen, die sich aus den erhöhten Kapitalbedeckungsvorschriften sowohl in Europa als auch in Asien ergaben. Aufgrund unserer sehr guten Marktstellung konnten wir von diesen Trends profitieren. Insgesamt blieb das Prämienvolumen für die Schaden-Rückversicherung auf währungskursbereinigter Basis daher mit 9 Milliarden Euro nahezu stabil.
Als schadenträchtigstes Ereignis stellten sich im Jahr 2016 für uns die verheerenden Waldbrände im kanadischen Bundesstaat Alberta mit einer Nettoschadenbelastung von 128 Millionen Euro dar. Weitere erhebliche Schäden traten durch den Hurrikan Matthew sowie die Erdbeben in Ecuador und in Neuseeland auf. Die gesamte Nettogroßschadenbelastung im Berichtsjahr belief sich auf rund 627 Millionen Euro und überstieg damit die Belastung aus dem Jahr 2015, die 573 Millionen Euro betragen hatte. Die Großschäden für 2016 blieben jedoch immer noch deutlich unterhalb unseres Erwartungswerts von 825 Millionen Euro. Wir konnten mithin eine nochmals verbesserte kombinierte Schaden- / Kostenquote erzielen. Diese beträgt im Berichtsjahr 93,7 Prozent und wurde auch durch Auflösung von nicht mehr benötigten Reserven aus Altjahren begünstigt. Das operative Ergebnis der Schaden-Rückversicherung blieb mit 1,3 Milliarden Euro auf einem sehr erfreulichen Niveau stabil.
In der Personen-Rückversicherung konnten wir mit einem EBIT von 343 Millionen Euro ein gutes Ergebnis erzielen. Dass dieses hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben ist, liegt im Wesentlichen an dem Wegfall eines Sondereffekts, der das Ergebnis im vergangenen Jahr begünstigt hatte. Wie bereits in den Vorjahren ist das Ergebnis durch negative Effekte aus Teilen unseres US-Mortalitätsgeschäfts beeinträchtigt gewesen. Der ganz überwiegende Teil des übrigen Geschäfts ist jedoch durch eine steigende Gewinnhaltigkeit gekennzeichnet. Dies gilt insbesondere auch für das Financial Solutions-Geschäft, das erneut sehr gute Ergebnisse aufwies. Wir gehen zudem davon aus, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des US-amerikanischen Mortalitätsgeschäfts, wie teilweise bereits 2016 zu beobachten war, auch weiterhin zu einer Verbesserung der Ergebnissituation beitragen werden. Eine steigende Nachfrage nach Rückversicherung konnten wir in der Berichtsperiode in Bezug auf die Abdeckung von Langlebigkeitsrisiken, insbesondere aus Pensionsfonds, feststellen. Auch die Anforderungen aus Solvency II haben die Nachfrage nach maßgeschneiderten Rückversicherungslösungen erhöht.
Nach einem kräftigen Wachstum der Personen-Rückversicherung im vergangenen Jahr ging das Bruttoprämienvolumen 2016 auf 7 Milliarden Euro leicht zurück. Grund hierfür war der Wegfall einiger Großverträge. Demgegenüber stieg die Nettoprämie währungskursbereinigt angesichts eines erhöhten Selbstbehalts moderat an.
Wie eingangs bereits erwähnt, sind wir mit der Entwicklung unserer Kapitalanlagen angesichts der nicht einfacher werdenden Rahmenbedingungen sehr zufrieden. So erhöhte sich der Bestand an selbstverwalteten Kapitalanlagen vor allem wegen des weiterhin positiven operativen Cashflows um 6 Prozent auf rund 42 Milliarden Euro. Unterstützt wurde diese Entwicklung zudem durch gestiegene stille Reserven sowie durch den gestiegenen Wechselkurs des US-Dollars gegenüber unserer Bilanzwährung, dem Euro.
Das Ergebnis unserer selbstverwalteten Kapitalanlagen erreichte mit 1,2 Milliarden Euro erneut einen sehr erfreulichen Wert, auch wenn das Vorjahresergebnis aufgrund des Wegfalls eines Sondereffekts in der Personen-Rückversicherung nicht ganz erreicht wurde.
Verehrte Aktionäre, auch für das laufende Geschäftsjahr sehen wir gute Möglichkeiten, erneut ein gutes Gesamtjahresergebnis erreichen zu können. Hier sollte uns unsere Position als einer der führenden Rückversicherer ebenso helfen wie unsere nach wie vor im Vergleich zum Wettbewerb niedrige Verwaltungskostenquote. Hinzu kommt, dass die Profitabilität in der Schaden-Rückversicherung durch ein weiterhin hohes Konfidenzniveau unserer Schadenreserven recht gut abgesichert ist. Auch in der Personen- Rückversicherung konnten wir attraktives Neugeschäft zeichnen, sodass die Voraussetzungen für steigende Erträge gelegt wurden. Trotz einer erwarteten Reduzierung der Verzinsung unserer Kapitalanlagen gehen wir angesichts des wachsenden Bestands von weitgehend stabilen Erträgen aus.
Zum 1. Januar 2017 konnten wir eine sehr zufriedenstellende Vertragserneuerungsrunde in der traditionellen Schaden-Rückversicherung abschließen. Insbesondere in Nordamerika, und hier vor allen Dingen in Kanada, wie auch in Teilen von Europa und im Bereich Kredit und Kaution haben wir unser Geschäft ausgebaut. Gemäß unserer ertragsorientierten Zeichnungspolitik haben wir demgegenüber etwa in einigen asiatischen Regionen, so wie zum Beispiel in der Sparte Luftfahrt, Prämienvolumina aufgegeben. Bei einem nahezu stabilen Prämienvolumen konnten wir so in der traditionellen Schaden- Rückversicherung die Qualität und Ertragskraft unseres Portefeuilles sicherstellen. Ein erhebliches Wachstum erzielten wir zudem im Bereich der strukturierten Rückversicherung. Hier konnten wir die erhöhte Nachfrage nach passgenauen solvenzentlastenden Rückversicherungslösungen für uns nutzen. Auch in der Personen-Rückversicherung haben wir insbesondere in Asien und Nordamerika attraktives Neugeschäft gezeichnet.
Vor diesem Hintergrund erhöhen wir unsere Wachstumserwartung für 2017 und gehen nunmehr davon aus, dass die Bruttoprämie währungskursbereinigt um einen niedrigen einstelligen Prozentwert wachsen wird. Darüber hinaus heben wir auch unsere Prognose für unser Nettokonzernergebnis an. Angesichts mehrerer erfolgreicher Vertragsabschlüsse in der Personen-Rückversicherung im Bereich Financial Solutions gehen wir nunmehr von mehr als einer Milliarde Euro für das Nettoergebnis aus. Wie immer geben wir unsere Prognose unter dem Vorbehalt einer Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswerts von 825 Millionen Euro sowie der Annahme, dass es zu keinen unvorhergesehen negativen Kapitalmarktentwicklungen kommt. Für die Kapitalanlagerendite erwarten wir einen Wert von 2,7 Prozent.
Verehrte Aktionäre, an dieser Stelle möchte ich Ihnen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – ganz herzlich für Ihr Vertrauen danken. Auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihre sehr gute, verlässliche Arbeit. Wir werden auch zukünftig alles tun, damit sich die Hannover Rück erfolgreich entwickelt. Es ist und bleibt unser Ziel, den Wert Ihrer Gesellschaft nachhaltig zu steigern.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands