Für die internationale (Rück-)Versicherungswirtschaft haben sich die Vorzeichen kaum verändert: Auch 2016 blieben die Rahmenbedingungen sehr herausfordernd. So waren aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen weiterhin die Werterhaltung der Kapitalanlagen sowie eine stabile Rendite im Fokus.
Das Berichtsjahr stand zudem im Zeichen regulatorischer Neuerungen für die Versicherungswirtschaft. In Europa wurde das Versicherungsaufsichtsrecht mit Solvency II erfolgreich eingeführt. Diese weiterentwickelten Solvabilitätsanforderungen für Versicherer, denen eine ganzheitliche Risikobetrachtung zugrunde liegt, stellten neue Bewertungsvorschriften hinsichtlich Vermögenswerten und Verbindlichkeiten auf, die künftig mit Marktwerten anzusetzen sind. Auch in China trat zu Beginn des Jahres ein neues risikobasiertes Solvenzsystem (C-ROSS) in Kraft, das sich begünstigend auf die lokale Rückversicherungsplatzierung auswirken sollte. Die geplante Einführung eines neuen Solvenzsystems für Südafrika, das sogenannte Solvency Assessment and Management (SAM), wurde auf Mitte 2017 verschoben.
Für den indischen Versicherungsmarkt gab es ebenfalls regulatorische Anpassungen: So vergab die dortige Versicherungsaufsichtsbehörde Ende 2016 an einige wenige ausländische Rückversicherer die Genehmigung zur Gründung einer Niederlassung und öffnete damit den wachsenden indischen Rückversicherungsmarkt für ausländische Unternehmen.
Der digitale Wandel war auch 2016 ein wesentliches Thema in der Versicherungswirtschaft. Dies war zum Teil auf den Kostendruck bei Erstversicherern zurückzuführen, der besonders durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie vom Wettbewerb getrieben war. So standen nicht nur die Entwicklung von neuen Produkten, die Optimierung von Geschäftsprozessen oder innovative Impulse bei der Kundenbetreuung und -gewinnung im Fokus der Versicherer, sondern es war zudem branchenweit ein Trend zur Beteiligung an und Kooperation mit Start-ups und InsurTechs festzustellen. Die (Rück-)Versicherungsbranche nutzte im zurückliegenden Jahr die Digitalisierung auch, um ihre Point-of-Sale-Systeme zu optimieren oder interne Wertschöpfungsketten noch effizienter zu gestalten. Dieser Trend sollte sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.
In der Schaden-Rückversicherung herrschte 2016 nach wie vor ein hoher Wettbewerbsdruck. Das ließ sich zum einen auf die gute Kapitalausstattung der Erstversicherer zurückführen, die einen hohen Selbstbehalt ermöglichte. Zum anderen floss weiterhin Kapital aus dem ILS-Bereich in den Rückversicherungsmarkt, sodass die Kapazitäten im Markt deutlich über der Nachfrage lagen und dadurch auch 2016 Druck auf Konditionen und Preise bestand. Das Berichtsjahr war wie schon in den Vorjahren von einer durchaus moderaten Großschadenlast geprägt. Allerdings führten eine Reihe schwerer Erdbeben und Stürme zu den höchsten Schäden aus Naturkatastrophen seit vier Jahren.
Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung wuchs im Berichtsjahr die Nachfrage nach Deckungen von Cyber-Risiken. Zwar wurde noch der überwiegende Teil der weltweiten Versicherungsprämie in den USA erwirtschaftet, doch deutete sich im Verlauf des Jahres auch ein steigendes Interesse in Europa an.
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld wirkte sich ebenfalls auf den Bereich der Personen-Rückversicherung im Hinblick auf die traditionellen Lebensversicherungsprodukte aus, die inzwischen nicht nur merklich an Attraktivität verloren haben, sondern teils durch neue, an die veränderte Zinslage angepasste Policen ersetzt wurden. Viele europäische Versicherer mussten sich zudem im Zuge der neuen Solvency II-Anforderungen vorwiegend im Bereich des Langlebigkeitsgeschäfts mit erhöhten Kapitalanforderungen auseinandersetzen. Im Jahresverlauf war deshalb steigender Rückversicherungsbedarf zu erkennen. Dies trifft auch für den osteuropäischen Markt zu, der durch zunehmende regulatorische Anforderungen gekennzeichnet ist.
Der Bedarf an Altersvorsorgeprodukten wird aufgrund des demografischen Wandels anhalten – auch für die Rückversicherungsbranche. Lifestyle-Produkte, die einen angepassten Risikoschutz zu der jeweiligen Lebenssituation des Versicherungsnehmers geben, gewannen ebenfalls an Bedeutung. Insbesondere Policen, deren Prämie mit dem Gesundheitsverhalten des Versicherten verknüpft ist, wurden im Berichtsjahr verstärkt nachgefragt. Während solche Produkte bisher eher in angelsächsischen und asiatischen Ländern Absatz fanden, lässt sich ein spürbares Interesse an diesem Trend auch in Europa erkennen.