In diesem Abschnitt stellen wir das verfügbare ökonomische Kapital dem benötigten Risikokapital detaillierter gegenüber. Die Hannover Rück ermittelt das ökonomische Eigenkapital als Differenz aus den marktkonsistenten Werten der Aktiva und Passiva. Während für die meisten Kapitalanlagen Marktwerte vorliegen, erfordert die marktkonsistente Bewertung von Rückversicherungsverträgen ein spezifisches Bewertungsmodell. Wir ermitteln den marktkonsistenten Wert versicherungstechnischer Positionen als Barwert der mithilfe von versicherungsmathematischen Methoden projizierten Zahlungen. Dieser wird um einen Risikoaufschlag adjustiert und berücksichtigt so die mögliche Schwankung der zukünftigen Zahlungen. Diese Schwankungen resultieren aus Risiken, die nicht durch Kapitalmarktprodukte abgesichert werden können, wie etwa versicherungstechnische Risiken. Zur Diskontierung der Zahlungsströme verwenden wir die nach Solvency II-Vorgaben ermittelten risikolosen Basiszinskurven und zum 31. Dezember 2018 erstmalig auch die von der Aufsichtsbehörde genehmigte statische Volatilitätsanpassung. Die Marktpreise für Optionen und Garantien, die in Versicherungsverträgen eingebettet sind, werden mit finanzmathematischen Optionsbewertungsmodellen ermittelt bzw. approximiert. Der Umfang dieser Optionen und Garantien in unserem Portefeuille ist allerdings vergleichsweise gering. Die Anpassungen der selbstverwalteten Kapitalanlagen in der folgenden Tabelle geben die Markt-Buchwert-Differenz derjenigen Kapitalanlagen an, die unter IFRS zu Buchwerten ausgewiesen werden. Sonstige Anpassungen umfassen vor allem die latenten Steuern. Das verfügbare ökonomische Kapital, das als Haftungskapital für Versicherungsnehmer zur Verfügung steht, setzt sich zusammen aus dem ökonomischen Eigenkapital, dem Hybridkapital und gemäß Solvency II-Vorgaben dem Abzug vorhersehbarer Dividenden. Das Hybridkapital wird gemäß Solvency II-Vorgaben mit einem marktkonsistenten Wert angesetzt, wobei Veränderungen des eigenen Kreditrisikos nicht in die Bewertung einfließen.
Das verfügbare ökonomische Kapital zum 31. Dezember 2018 ist im Vergleich zum 31. Dezember 2017 von 13.041,0 Mio. EUR (gemäß der finalen Solvency II-Jahresendberichterstattung für den 31. Dezember 2017) auf 13.323,1 Mio. EUR vor allem aufgrund des positiven Geschäftsergebnisses sowie der Einführung der Volatilitätsanpassung, gestiegen. Belastet wird die Entwicklung des Eigenkapitals unter anderem durch den Anstieg der Kreditaufschläge und damit verbundenen Bewertungsrückgängen bei den festverzinslichen Wertpapieren, die Großschadenlast in der Schaden-Rückversicherung und Einmalbelastungen im US-Mortalitätsgeschäft.
Übergangsrechnung (ökonomisches Kapital/Eigenkapital)1 | ||
in Mio. EUR | 31.12.2018 2 | 31.12.20173 |
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Eigenkapital inklusive Minderheitenanteile | 9.542,0 | 9.286,6 |
Anpassungen der selbstverwalteten Kapitalanlagen | 513,6 | 502,7 |
Anpassungen technische Rückstellungen 3 | 4.055,3 | 3.980,3 |
Anpassungen für Steuern und Sonstige | -1.719,0 | -1.698,4 |
Ökonomisches Eigenkapital | 12.391,9 | 12.071,2 |
Hybridkapital | 1.617,1 | 1.626,2 |
Vorhersehbare Dividenden | -685,9 | -656,4 |
Verfügbares ökonomisches Kapital | 13.323,1 | 13.041,0 |
2 Die Angaben wurden auf der Basis der Solvency II-Berichterstattung zum 31. Dezember 2018 ermittelt. 3 Geringe Unterschiede für 31. Dezember 2017 im Vergleich zum Geschäftsbericht 2017. Die Werte basieren auf der finalen Solvency II-Jahresendberichterstattung wie im Bericht über Solvabilität und Finanzlage dargestellt. 4 Anpassungen für technische Rückstellungen Personen- und Schaden-Rückversicherung inklusive Risikomarge. |
Das benötigte Risikokapital der Hannover Rück-Gruppe zum Zielsicherheitsniveau 99,5 % ist zum 31. Dezember 2018 im Vergleich zum 31. Dezember 2017 von 4.729,0 Mio. EUR auf 5.135,4 Mio. EUR gestiegen. Dies ist vor allem eine Folge der höheren Geschäftsvolumina, die zu einem Anstieg der Marktrisiken und der versicherungstechnischen Risiken in der Schaden-Rückversicherung geführt haben. Darüber hinaus trägt der gegenüber dem US-Dollar schwächere Euro zu einem Anstieg der Volumina in Fremdwährung und einem Anstieg der Risiken in Euro bei.
Neben den gestiegenen Volumen sind höhere Kredit- und Spreadrisiken, wie sie sich auch in dem allgemein höheren Spreadniveau zeigen, ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Marktrisiken. Die versicherungstechnischen Risiken der Schaden-Rückversicherung sind hauptsächlich infolge der höheren Zeichnungskapazitäten für Naturgefahren und durch Modelländerungen bei ausgewählten Großschadenmodellen gestiegen. Die versicherungstechnischen Risiken in der Personen-Rückversicherung sind infolge einer geringeren Exponierung gegenüber Langlebigkeits- und Sterblichkeitsrisiken gesunken. Demgegenüber steht ein Anstieg in der Exponierung gegenüber Morbiditätsrisiken aufgrund des Geschäftsausbaus. Bei den Forderungsausfallrisiken resultiert der Anstieg vor allem aus einem höheren Forderungsvolumen gegenüber Zedenten und Retrozessionären sowie höheren, modellierten Ausfallraten aufgrund insgesamt gestiegener Kreditspannen.
Der Rückgang der operationellen Risiken ist vor allem auf aktualisierte Expertenbewertung in Bezug auf die Auswirkung einzelner Szenarien zurückzuführen.
Der verlustmindernde Effekt aus Steuern bleibt stabil. Der leichte Rückgang im Diversifikationseffekt ist eine Folge des Anstiegs der Hauptrisiken Marktrisiko und versicherungstechnisches Risiko der Schaden-Rückversicherung.
Das interne Kapitalmodell basiert auf aktuellen Verfahren aus der Versicherungs- und Finanzmathematik. Für versicherungstechnische Risiken können wir auf eine reichhaltige interne Datenhistorie zur Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen z. B. für das Reserverisiko zugreifen. Für Risiken aus Naturgefahren verwenden wir externe Modelle, die im Rahmen einer ausführlichen internen Begutachtung so angepasst werden, dass sie unser Risikoprofil möglichst gut abbilden. Im Bereich der Personen-Rückversicherung werden langfristige Zahlungsströme unter verschiedenen biometrischen und Storno-Szenarien ermittelt. Bei allen genannten Risiken greifen wir auf interne Daten zur Festlegung der Szenarien und Wahrscheinlichkeitsverteilungen zurück. Angereichert werden die internen Daten durch Parameter, die unsere internen Experten festlegen. Diese Parameter sind vor allem im Bereich extremer, bisher nicht beobachteter Ereignisse von Bedeutung.
Bei der Aggregation der einzelnen Risiken berücksichtigen wir Abhängigkeiten zwischen den Risikofaktoren. Abhängigkeiten entstehen zum Beispiel durch Marktschocks wie die Finanzkrise, die gleichzeitig viele Marktsegmente betreffen. Zudem können Marktphänomene wie Preiszyklen dafür sorgen, dass mehrere Betrachtungsperioden miteinander zusammenhängen. Wir gehen generell davon aus, dass nicht alle Extremereignisse gleichzeitig eintreten. Die Abwesenheit vollständiger Abhängigkeit wird als Diversifikation bezeichnet. Das Geschäftsmodell der Hannover Rück basiert unter anderem darauf, ein möglichst ausgewogenes Portefeuille aufzubauen, sodass möglichst hohe Diversifikationseffekte erzielt werden und das Kapital effizient eingesetzt werden kann. Diversifikation besteht zwischen einzelnen Rückversicherungsverträgen, Sparten, Geschäftssegmenten und Risiken. Entsprechend dem Kapitalbedarf unserer Geschäftssegmente sowie Sparten und auf Basis ihres Beitrages zur Diversifizierung legen wir die zu erwirtschaftenden Kapitalkosten pro Geschäftseinheit fest.
Das Risikokapital zum Sicherheitsniveau 99,5 % stellt jeweils denjenigen Verlust aus dem jeweiligen Risiko dar, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 % nicht überschritten wird. Das Risikokapital für einzelne Risiken wird jeweils vor Steuern ausgewiesen.
Benötigtes Risikokapital | ||||
31.12.2018 | 31.12.2017 | |||
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in Mio. EUR | Sicherheitsniveau 99,5 % | Sicherheitsniveau 99,5 % | ||
Versicherungstechnisches Risiko Schaden-Rückversicherung | 3.819,3 | 3.485,4 | ||
Versicherungstechnisches Risiko Personen-Rückversicherung | 2.212,5 | 2.354,7 | ||
Marktrisiko | 3.833,5 | 3.462,2 | ||
Forderungsausfallrisiko | 312,6 | 282,0 | ||
Operationelles Risiko | 575,3 | 637,0 | ||
Diversifikation | -3.648,2 | -3.710,2 | ||
Steuereffekte | -1.969,6 | -1.782,1 | ||
Benötigtes Risikokapital Hannover Rück-Gruppe | 5.135,4 | 4.729,0 | ||