2018 verlor das Wachstum der Weltwirtschaft an Fahrt. Die Zuwachsrate des globalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) lag laut Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) mit 3,7 % (Vorjahr: 3,7 %) auf dem Stand des Vorjahres. Zwei wesentliche Ursachen waren die zunehmenden handelspolitischen Konflikte und die Straffung der Geldpolitik in den USA. Letztere führte zu einem Umschwung bei den internationalen Kapitalströmen, der vor allem die Expansion in den Schwellenländern bremste. Nach einem moderaten Auftaktquartal legte die globale Produktion zwar zum Sommer nochmals kräftig zu. Ab dem dritten Quartal verlor sie dann aber deutlich an Dynamik. Während sich die wirtschaftliche Stimmung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften gegen Jahresende wieder verbesserte, blieb sie in den Schwellenländern weiter schwach. Dazu trug auch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Aussichten in China bei.
War das Vorjahr noch von einem konjunkturellen Gleichlauf der Länder geprägt, stellte sich das Konjunkturbild 2018 differenzierter dar: Während das Expansionstempo in den USA fiskalpolitisch getrieben noch einmal anzog, verlor die Konjunktur im Euroraum und in Japan an Schwung. Gleiches gilt für die Schwellenländer: In vielen Ländern Asiens, in Russland und in Teilen Lateinamerikas ließ die Produktionsausweitung nur wenig nach; Argentinien und die Türkei rutschten hingegen in eine Rezession.
In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften gab das Wachstumstempo 2018 über das Jahr gesehen nach, was insbesondere auf das verringerte Expansionstempo im zweiten Halbjahr zurückzuführen ist. Dabei zeigte sich die US-Konjunktur angesichts einer weiter steigenden Konsumnachfrage vergleichsweise robust. In Japan schwächte sich sowohl die Binnen- als auch die Außenkonjunktur wider Erwarten ab. Ebenfalls an Schwung verlor die Konjunktur im Euroraum. Sie war unter anderem belastet durch den Rückgang der Automobilproduktion, bedingt durch die Einführung neuer Standards für die Abgasmessung. In Großbritannien ging die Produktion gegenüber dem bereits im Vorjahr mäßigen Vorjahresniveau weiter zurück.
Auch wenn die Wirtschaft in den Schwellenländern 2018 unter Druck geriet, zeigte sie sich weiter verhältnismäßig stabil. Ihr Produktionsanstieg verringerte sich – mit Ausnahme Argentiniens und der Türkei – nur leicht. Zeitweise aufgekommene Befürchtungen, es könne in dieser Ländergruppe aufgrund des hohen Drucks auf den Finanzmärkten zu wirtschaftlichen Einbrüchen wie in den Jahren 1997 / 98 kommen, bewahrheiteten sich nicht. Ein Grund dafür ist, dass die Schwellenländer inzwischen ihre Wechselkurse weitgehend flexibilisiert haben und damit weniger anfällig für Währungsspekulationen sind. In den asiatischen Ländern blieben die Zuwachsraten trotz leichter Rückgänge des BIP insgesamt weiter hoch. In Indien stieg die Rate sogar an. Die Produktion in Russland blieb deutlich aufwärts gerichtet. In Brasilien verstärkte sich der Produktionsanstieg zuletzt wieder, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus.
Die handelspolitischen Maßnahmen, mit denen die USA ihre wirtschaftspolitischen Ziele seit Anfang 2018 verfolgen, erhöhten das Konfliktpotenzial mit China, aber auch mit den westlichen Industrienationen deutlich. Die aufwärts gerichtete wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigte dies bisher allerdings nicht. Während sich die Wirtschaft in anderen fortgeschrittenen Industrien zum dritten Quartal spürbar langsamer entwickelte, stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA nur wenig langsamer als im Quartal zuvor. Über das Jahr gesehen wuchs die US-Produktion laut IfW bei normaler Auslastung um 0,7 Prozentpunkte auf 2,9 %. Die Arbeitslosenquote sank gegenüber dem Vorjahr weiter und war mit 3,9 % auf einem äußerst niedrigen Stand. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,5 % und damit erneut stärker als im Vorjahr.
Die Wirtschaft im Euroraum setzte ihren kräftig aufwärtsgerichteten Kurs aus dem Vorjahr nicht fort: Die Wachstumsrate sank gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozentpunkte auf 1,9 %. Dabei verlor die Wirtschaft bereits im ersten Halbjahr deutlich an Schwung. In der zweiten Jahreshälfte ließ die Dynamik noch einmal weiter nach. Stärker noch als im Vorjahr blieb die Expansion 2018 von binnenwirtschaftlichen Kräften getragen. Der Außenbeitrag nahm bei sinkenden Im- und Exporten ab. Während die Investitionen angesichts eines günstigen Zinsumfeldes noch einmal leicht zulegten, expandierte der private Konsum mit einer deutlich geringeren Rate. Auch der Staat hielt sich mit seinen Konsumausgaben stärker zurück als im Vorjahr.
In der Einzelbetrachtung zeigt sich für 2018, dass einige Euroländer, darunter auch Deutschland, zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. In anderen Ländern, insbesondere in Italien (BIP: +1,0 %) und Frankreich (BIP: +1,6 %) wird die wirtschaftliche Entwicklung durch strukturelle Probleme gebremst. Die beiden Krisenländer aus den Vorjahren Portugal (BIP: +2,1 %) und Griechenland (BIP: +2,3 %) konnten ihren Wachstumskurs stabilisieren. Die Wirtschaft Großbritanniens wuchs in einem Umfeld der Unsicherheit über die Ausgestaltung des Brexits um 1,3 % und damit erneut schwächer als im Vorjahr.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbesserte sich zwar weiter. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit sank im Euroraum gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte auf 8,2 %. Dabei kämpfen Griechenland, Spanien und Italien weiterhin mit sehr hohen Arbeitslosenraten.
Die Verbraucherpreise erhöhten sich harmonisiert gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte auf 1,8 % und näherten sich damit der EZB-Zielrate von 2 %.
Die deutsche Wirtschaft setzte 2018 ihre Aufschwungsphase der Vorjahre fort. Das Wachstum gerät aber zunehmend ins Stocken. Im dritten Quartal ging die Wirtschaftsleistung sogar zum ersten Mal seit drei Jahren zurück. Die Gründe, Produktionsstörungen in dem für Deutschland besonders wichtigen Fahrzeugbau und Transportschwierigkeiten auf den Binnengewässern, sind zwar nur temporärer Natur. Angesichts der hohen Kapazitätsauslastung fällt es den Unternehmen aber zusehends schwerer, ihre Produktion weiter in hohem Tempo auszuweiten. Besonders augenscheinlich ist dies in der Baubranche. Über das Gesamtjahr betrachtet stieg das Bruttoinlandsprodukt kalenderbereinigt um 1,5 % und damit 0,7 Prozentpunkte geringer als im Vorjahr.
Die gedrosselte Fahrzeugproduktion strahlte nicht nur auf die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche aus, sondern auch auf die binnen- und außenwirtschaftlichen Verwendungskomponenten Konsum, Investitionen und Exporte. Die privaten Haushalte hielten sich trotz steigender Einkommen zurück. Ihre Ausgaben stiegen um 1,1 % (1,8 %). Und auch die Unternehmen weiteten ihre Investitionen mit 2,3 % nur zögerlich aus (2,9 %). Die Ausfuhren stiegen 2018 um 2,0 % (4,6 %). Dabei gingen die Ausfuhren nach Großbritannien und Russland merklich zurück, während sich die Warenlieferungen in die USA und nach China kräftig entwickelten. Die Einfuhren erhöhten sich mit einer Rate von 3,3 % ebenfalls geringer als im Vorjahr (4,8 %).
Die Arbeitslosenquote sank 2018 auf 5,2 % (5,7 %) mit weiterer Tendenz nach unten. Dabei nahm die Zahl der inländischen Erwerbstätigen um 565.000 zu. Die Verbraucherpreise stiegen jahresdurchschnittlich um 1,9 % (1,8 %).
Im asiatischen Raum blieb die Expansion mit 6,6 % auch 2018 kräftig (6,5 %). In China verlangsamte sich das Wachstum um 0,2 Prozentpunkte leicht auf 6,6 %. Dabei steht die Abflachung der Expansionsdynamik im Einklang mit den Zielen des Landes. So lässt sich erkennen, dass die Regierung einen sozial und ökologisch nachhaltigeren wirtschaftlichen Entwicklungspfad einschlägt. Gleichzeitig ist sie bestrebt, die hohen Risiken aus der zuletzt stark gestiegenen Verschuldung unter anderem über eine gedrosselte Kreditvergabe zu reduzieren.
In Japan stieg das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorjahr um 0,8 % und damit geringer als im Vorjahr (1,9 %). Dabei gingen sowohl der inländische Konsum als auch der Export zurück. Auch die Investitionen gaben gegenüber dem Vorjahr deutlich nach. Während die Unternehmensinvestitionen noch nahe an der Wachstumsrate des Vorjahres lagen, brachen die Investitionen in den Wohnungsbau und die Investitionen der öffentlichen Hand deutlich ein.
Das Kapitalanlageumfeld zeigte sich im Berichtszeitraum angesichts zahlreicher geo- und wirtschaftspolitischer Themen recht volatil und herausfordernd. Unruhe brachten hier unter anderem drohende und beginnende Zoll- und Handelskonflikte sowie der weiterhin ungewisse Ausgang der Brexit-Verhandlungen. Insgesamt ist zu verzeichnen, dass die Finanzmärkte auffällig stark von politischen Ereignissen geprägt waren. Auch die wiederholt aufkommende Besorgnis hinsichtlich der Stabilität Italiens sorgte für Unsicherheit unter den Akteuren an den Märkten.
Faktoren wie die Neuordnung internationaler Handelsabkommen und das unruhige Fahrwasser der Regierungstätigkeit in Deutschland hatten zunächst wenig Einfluss auf die Finanzmärkte, die sich anfangs noch erstaunlich robust zeigten. An den US-Märkten materialisierte sich die Hoffnung auf tatsächliche Wachstumsanreize durch die Trump-Regierung zu Beginn des Jahres in Form einer großen Steuerreform. Einige Schwellenländer kamen durch die gestiegenen Zinsen in den USA in Finanzierungsnöte und waren mit Währungsabwertungen konfrontiert, da Investoren ihre Gelder abzogen. Von den Krisen in der Türkei und Argentinien blieb die Hannover Rück bisher unberührt, da sie keine direkten Investments in den Währungen der beiden Länder hält.
Chinas Wachstumsdynamik hingegen dominiert weiterhin den Zugewinn an Gewicht der Schwellenländer in den letzten Jahren. Die noch im Jahr 2017 zu beobachtende weltweit homogene Expansion ist somit 2018 einem differenzierteren Bild gewichen. Während das US-Wirtschaftswachstum sich deutlich beschleunigte und auch China das Jahr mit einem besseren BIP-Wachstum als erwartet beendete, mussten die Zentralbanken einiger Schwellenländer zum Schutz ihrer Währungen die Geldpolitik deutlich straffen. Dies führte zu einer merklichen Abschwächung der Wachstumsdynamik. Die daraus resultierende geringere Nachfrage aus den Schwellenländern war wiederum auch ein Grund für das schwächere Wachstum der Eurozone.
Mitte Dezember kündigte die Europäische Zentralbank an, den Ankauf von Unternehmensanleihen nach fast vier Jahren zum Ende des Jahres zu beenden. Und das, obwohl die EZB angesichts weltpolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Abschottungsbestrebungen die Konjunkturaussichten nicht mehr so positiv beurteilt wie zu Beginn des Jahres. Allerdings ist auch kein abruptes Ende des Anti-Krisen-Modus geplant, denn die Beendigung der Anleihenkäufe gilt nur für die Investition frischer Gelder. Die Mittel aus auslaufenden Staats- und Unternehmensanleihen werden weiterhin reinvestiert. Insgesamt zeigte sich die Politik der Zentralbanken in unseren Hauptwährungsräumen uneinheitlich. Die EZB beließ den Leitzins für den Euroraum auf historisch niedrigen 0,0 %, wohingegen die Bank of England, die den Leitzins für das Britische Pfund im Jahr 2017 erstmals seit 2007 auf 0,5 % erhöhte, auch im Berichtsjahr erneut eine leichte Erhöhung auf 0,75 % vornahm. Deutlich weiter auf dem Weg zu einer Normalisierung der Geldpolitik ging abermals die US-amerikanische Notenbank Fed, die den Leitzins für den US-Dollar in vier Schritten auf durchschnittlich 2,38 % anhob und somit das Zinsgefälle zwischen dem US-Dollar- und dem Euroraum weiter erhöhte.
Für Unsicherheit sorgte auch 2018 der schleppende Einigungsprozess zwischen der Europäischen Union und Großbritannien infolge des Brexit-Votums der britischen Bevölkerung. Sie zeigte sich im Berichtszeitraum insbesondere in erneut leichten Verlusten des Britischen Pfunds gegenüber Euro und US-Dollar, aber auch in der rückläufigen Entwicklung der britischen Aktienmärkte. Die noch immer bestehende Ungewissheit über die letztliche Gestaltung zukünftiger Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien sowie über die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist allerdings auch allgemein ungünstig für die Volkswirtschaften der verbleibenden EU-Staaten, da sie die Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft der Unternehmen beeinträchtigt.
Der Bereich der festverzinslichen Wertpapiere war zum Teil weiterhin geprägt vom insgesamt niedrigen Zinsniveau. Ausnahme dabei war erneut der US-Dollar-Raum, der abermals spürbare Zinsanstiege verzeichnete. Auch beim Britischen Pfund waren Zinsanstiege zu verzeichnen. Diese beschränkten sich allerdings auf den kurzen bis mittleren Laufzeitenbereich. Bei Renditen von Euro-Anleihen hingegen, die bereits auf niedrigem Niveau in das Jahr gestartet waren, waren im mittleren bis langen Laufzeitenbereich sogar nochmalige Renditerückgänge zu verzeichnen. Dabei sind somit noch immer bis weit in den mittleren Laufzeitenbereich hinein negative Renditen zu beobachten. Die Risikoaufschläge auf europäische und US-Unternehmensanleihen zeigten im Berichtszeitraum in nahezu allen Bonitätsklassen teils deutliche Anstiege. Größtenteils sind die Risikoaufschläge aufgrund der Rückgänge der letzten Jahre im historischen Vergleich weiterhin recht niedrig.
An den Aktienmärkten schlug sich im ersten Quartal die Erwartung steigender Zinsen infolge einer anziehenden Inflationserwartung weltweit in Korrekturen mit deutlich erhöhten Volatilitäten nieder. Bis zur Mitte des Jahres schien sich die Lage wieder auf ruhigerem Niveau einzupendeln, bis sich dann insbesondere im vierten Quartal die angestaute Unruhe an den Märkten über teils deutliche Kurskorrekturen Bahn brach. Obwohl der US-Markt dabei noch relativ ungeschoren davonkam, verzeichnete er die schlechteste Jahresbilanz seit 2008. Noch deutlicher gerieten europäische Aktien und der Bereich der Emerging Markets unter Druck. Die europäischen Aktienmärkte waren vor allem geprägt von der noch immer expansiven Geldpolitik der EZB, spiegelten aber zum Jahresende hin auch schon die reduzierten Anleihekäufe und Äußerungen des EZB-Präsidenten, er erwarte einen relativ kräftigen Inflationsanstieg, wider. Auf andere Märkte wirkte sich die Unruhe des Aktienmarktes kaum aus.
Der Euro gab im Jahresverlauf die Gewinne des Vorjahres gegenüber dem US-Dollar zum Teil wieder ab und fiel von 1,20 USD auf 1,15 USD. Das Britische Pfund verlor gegenüber dem Euro nach den bereits starken Verlusten in den beiden Vorjahren infolge des Brexit-Votums erneut leicht von 0,89 GBP auf 0,90 GBP. Auch der Australische Dollar gab gegenüber dem Euro von 1,53 AUD auf 1,62 AUD nach.
Die globalwirtschaftliche Entwicklung ist insgesamt weiterhin von diversen Unsicherheiten und Risiken vor allem geo- und handelspolitischer Art gekennzeichnet. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen, Abschottungsbestrebungen und lokalen Krisenherde sind als Ursachen für eine globale Heterogenität zu nennen. Auch die Politik der Zentralbanken wird aufmerksam zu verfolgen sein bei ihren Bestrebungen, den Spagat zu meistern, einerseits Handlungsfähigkeit und Entschlossenheit zu zeigen, gleichzeitig aber nicht durch allzu forsches Agieren die Finanzmärkte zu beunruhigen.
Eine ausführlichere Kommentierung der Entwicklung der Kapitalanlagen für die Hannover Rück geben wir im Kapitel„Kapitalanlagen“.