Prognosebericht
Wirtschaftliche Entwicklung
Für das Jahr 2011 ist davon auszugehen, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft weiter fortsetzt. Dabei dürfte das uneinheitliche Bild im Ländervergleich – moderates Wachstum in den Industrieländern, kräftiges Wachstum in den Schwellenländern – erhalten bleiben. In Ländern, deren wirtschaftliche Erholung nicht durch strukturelle Probleme behindert wurde, ist der krisenbedingte Einbruch weitgehend wettgemacht. Daher dürfte sich das Wachstum der Konjunktur dort im Jahr 2011 etwas verlangsamen. In Ländern mit Strukturproblemen hingegen sind die Möglichkeiten zur Konjunkturstimulierung weitgehend ausgereizt. Es wird erwartet, dass die dort notwendigen Konsolidierungsbemühungen das Expansionstempo drücken. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass sich die weltweite Produktion im Jahr 2011 im niedrigen einstelligen Prozentbereich ausweitet. Jedoch sind solche Prognosen mit Risiken behaftet; eine besondere Gefahr für die Entwicklung der Weltkonjunktur geht von den anhaltenden Spannungen an den Märkten für europäische Staatsanleihen sowie von einer erneuten deutlichen Korrektur der Immobilienpreise in den USA oder China aus.
In den USA wird die wirtschaftliche Erholung aufgrund der anhaltenden strukturellen Probleme im laufenden Jahr erheblichen Risiken ausgesetzt sein. Angesichts angespannter Ertrags- und Absatzaussichten insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen könnte die Expansionsgeschwindigkeit der Ausrüstungsinvestitionen unter Druck geraten. Aufgrund der geringen wirtschaftlichen Dynamik wird die derzeit außerordentlich hohe Arbeitslosenquote wohl nur leicht sinken und laut Schätzungen des ifo-Instituts im Jahr 2011 im Durchschnitt bei 9,5 % liegen. Für 2011 wird der Anstieg des BIP auf 1,7 % geschätzt.
In Deutschland sind die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung dagegen positiv. Günstige Einkommensperspektiven, Arbeitsplatzsicherheit und niedrige Zinsen dürften den privaten Konsum und die Wohnungsbauinvestitionen stützen. Auch die Unternehmensinvestitionen sollten zunehmen. Dennoch dürfte der wirtschaftliche Auftrieb in Deutschland im Jahr 2011 merklich geringer sein als im Jahr 2010. Die weltwirtschaftlichen Impulse werden schwächer, und der Außenhandel wird voraussichtlich nur noch einen kleinen Beitrag zum Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts liefern. Außerdem schwenkt die Bundesregierung auf einen Konsolidierungskurs ein, was dämpfend wirken wird. Alles in allem dürfte das vom ifo-Institut berechnete reale BIP im Jahr 2011 um 2,4 % steigen. Damit sollte die Produktion in Deutschland auch im nächsten Jahr stärker als im europäischen Durchschnitt zulegen.
Auch im Euroraum sollte sich die Erholung der Wirtschaft fortsetzen; das Ifo-Institut erwartet insgesamt eine Steigerung des BIP im Jahr 2011 um 1,4 %. Dabei sollten die Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten erheblich bleiben. In Ländern mit relativ soliden Staatsfinanzen und ohne allzu große Strukturprobleme, wie Deutschland, Finnland, Österreich oder den Niederlanden, dürfte die konjunkturelle Dynamik überdurchschnittlich sein und die Erwerbslosigkeit zurückgehen. Hingegen sollte es in Ländern der europäischen Peripherie nur zu einer schleppenden Erholung (beispielsweise in Spanien, Italien, Irland) oder gar zur Rezession (beispielsweise in Griechenland) kommen. Hier wirken die massiven Krisenfolgen und der Zwang zur Konsolidierung belastend. Im Jahr 2011 werden alle Länder des Euroraums den Kurs der fiskalischen Konsolidierung einschlagen. Die öffentlichen Ausgaben sowie die verfügbaren Einkommen sollten hierdurch negativ beeinflusst werden. Infolgedessen wird sich die Erholung der Binnennachfrage verlangsamen.
In China dürfte das Expansionstempo im Jahr 2011 nachlassen, aber weiterhin auf hohem Niveau liegen. Grund hierfür sollte eine verstärkt restriktive Geldpolitik sein, die letztlich die Zunahme der Wirtschaftsleistung auf 8,0 % bremsen sollte.
In Japan versuchen Regierung und Zentralbank, der sich verlangsamenden wirtschaftlichen Dynamik entgegenzuwirken. So hat die Regierung im November 2010 erneut ein Konjunkturprogramm beschlossen, und die Zentralbank legte ein weiteres Ankaufprogramm für Wertpapiere auf. Dennoch ist mit einem niedrigeren Expansionstempo als im Jahr 2010 zu rechnen.